Turbo Tips Üben #1: Effektiv Üben

Kennst du das?

Du nimmst dir fest vor, heute zu üben. Dann kommt der Alltag. Der Chef brüllt, zuhause herrscht das Chaos und zur Geburtstagsparty hast du schon vor Wochen zugesagt. Und singen üben steht plötzlich soweit unten auf der Liste, dass es hinten runterfällt.

Was wäre, wenn es einen Weg gäbe, wie du deinen Gesang trotz ganz wenig Zeit zum Üben deutlich verbessern kannst?

Der Trick ist super einfach. So einfach, dass ich mich frage, warum wir nicht alle schon Meister im effektiv üben sind.

In drei Etappen zum Übe-Erfolg

Der Trick, mit ganz wenig Zeit zum Üben trotzdem Fortschritte zu machen, nennt sich „effektiv Üben“. Sprich, du sitzt deine Zeit im Proberaum nicht irgendwie ab, sondern nutzt sie geschickt.

Effektiv üben besteht aus 3 Schritten:

1. Du weißt, was du mit dem Üben erreichen willst.
2. Du erkennst, was du während des Übens machst.
3. Du weißt, wie du von Punkt 2 zu Punkt 1 kommst.

Wenn du diese drei Schritte der Reihe nach bearbeitest, wirst du deutlich mehr über dich als Sänger und dein Übeverhalten wissen. Und dieses Wissen bringt dich voran.

Effektiv üben – Schritt 1: Kenne dein Ziel!

Der erste Schritt besteh darin, dass du über deine Ziele nachdenkst. Die Antworten auf die folgenden Fragen können dir dabei helfen, deine Ziele zu formulieren.

• Welche Ziele verfolgst du mit dem Üben?
• Welches große Endziel strebst du an?
• Wie lässt sich dein großes Ziel unterteilen in kleinere Ziele, die leicht zu erreichen sind?
• Was willst du heute beim Üben lernen? Welches Problem willst du heute beim Üben angehen?
• Und nach dem Üben: Was hast du heute gelernt? Welches Problem hast du heute aus der Welt geschafft?

Das Üben fällt leichter mit konkreten Zielen, die du verfolgst. Du freust dich automatisch über Zwischenziele, denn du weißt, dass sie dich deinem großen Ziel näher bringen.

Wenn du deinen Gesang trainierst, kannst du sehr unterschiedliche Ziele verfolgen. Zum Beispiel:

• Gesangstechnik – Muskelaufbau, die Intonation verbessern, die Haltung stabilisieren, die Atmung vertiefen, den Support aktivieren, die Lockerheit der Artikulationswerkzeuge (Lippen, Zunge, Unterkiefer) verbessern, den Umfang ausweiten oder stabilisieren, Legato/Staccato üben, den Stimmklang verbessern, die Stimme geläufiger machen usw.
• Musikalische Arbeit – die Melodie lernen, den Liedtext korrekt aussprechen, den Liedtext auswendig lernen, den Rhythmus üben, die Textverteilung im Rhythmus üben, die eigene Stimme in der Harmonik finden und halten, die Tonart halten, die Einsätze finden und das rechtzeitige Einatmen trainieren, die Genauigkeit der Artikulation verfeinern, Verzierungen und schnelle Melodieläufe einüben, das Tempo durchhalten, die Phrasen definieren und die Atmung daran anpassen usw.
• Interpretation – über die Gestaltung nachdenken, eine szenische Darstellung (wie im Musical) überlegen, den Liedtext übersetzen, die Lautstärken und Stimmeffekte an die Interpretation anpassen, Gestik und Mimik einstudieren, den Einsatz des Mikrofons üben usw.
• Vorbereitung von Auftritten – alles wiederholen und die Songs absichern, mentale Vorbereitung, in Auftrittskleidung proben (besonders bei ungewohnter Kleidung, z.b. einem Kostüm), mit dem Pianisten oder der Band proben, den Tontechniker auf bestimmte Stellen aufmerksam machen, verschiedene Mikrofone ausprobieren und das Passende auswählen usw.

Diese Liste ist als Anregung gedacht. Mach dir Gedanken darüber, was du erreichen willst und passe deine Liste entsprechend an.

Effektiv üben – Schritt 2: Nimm dein Tun wahr!

Ziele zu haben ist schön und gut. Um sie aber zu erreichen, musst du auch deine Ausgangslage kennen.

Das bedeutet, wenn du singst, musst du dich selbst wahrnehmen.

Also: Wie siehst deine Realität, deine Ausgangslage aus? Was ist dein konkretes Problem? Wie klingt deine Stimme? Was macht dein Körper während des Singens? Was steht der Lösung im Weg?

Neben dem Hinhören und dem Hineinspüren hilft es auch, wenn du dich beim Singen im Spiegel beobachtest. Die Aufmerksamkeit wird dabei besonders stark auf die unbewussten Bewegungen deines Körpers gelenkt.

Effektiv üben – Schritt 3: Kenne den Weg!

Jetzt kommt der wichtigste Schritt. Nach der Analyse wählst du Methoden aus, die dich von der Realität zu deinen Zielen führen.

Kurze Zwischenfrage: Warum sollte man nicht einfach so weitermachen wie bisher? Warum nicht einfach tun, wozu man gerade Lust hat?

Weil wir immer weniger Zeit haben!

Mit Übe-Methoden optimierst du deine eh schon knapp bemessene Probezeit. Sie helfen dir, effizient zu üben, zufriedener mit deinem gesanglichen Fortschritt zu sein und schneller deine Ziele zu erreichen.

Zunächst solltest du dich fragen, mit welcher Methode du das Problem beseitigen kannst. Den meisten Sängern fallen dann bereits ein paar Ideen ein, die früher schon bei ihnen funktioniert haben.

Falls du gar keine Idee hast, wie du diesen Schritt gehen kannst, empfehle ich dir folgendes:

• Sprich mit deinem Gesangslehrer über mögliche Strategien, um deine Probleme anzugehen. Und mach dir Notizen!
• Frage andere Sänger um Rat, wie sie mit einem solchen Problem umgehen.
• Lies meinen Artikel „Singen Üben – Alles, was du wissen musst“. Dort habe ich einige Methoden angesprochen.
• Komm immer mal wieder zurück auf meinen Blog. Dieser Artikel heißt „Turbo-Tipps Üben #1“, weil ich dir ab dieser Ausgabe regelmäßig eine neue Methode vorstelle, die dir das Üben erleichtert und Probezeit spart. Hier geht es zu allen Artikel der Turbo Tipps Üben-Serie.

Dieses TED-Ed-Video gibt dir sehr gute Tipps, wie du „an der Grenze deiner momentanen Fähigkeiten“ effizient weiter übst. Auch interessant und anschaulich beschrieben: Wie du deinen Nervenzellen mit Üben zu Super-Autobahnen ausbaust.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

YouTube immer entsperren

Fazit

Du siehst, effektiv üben ist ganz einfach. Und so simpel, dass du dich mit Sicherheit an die Schritte erinnern wirst.

Im ersten Schritt fasst du dir ein Ziel. Damit du dir nicht zu Großes zumutest, solltes du dein Ziel in kleinere Schritte unterteilen.

Mit dem zweiten Schritt nimmst du wahr, was du während des Übens tust. Damit dieser Drei-Schritte-Plan funktioniert, solltest du unbedingt deine aktuelle Position als Sänger kennen.

Der letzte Schritt verbindet den zweiten mit dem ersten Schritt. Der Weg, den du auswählst, um von deiner aktuellen Leistung zu deinem Ziel zu kommen.

Mit diesem Vorgehen strukturierst du deine Übezeit und kannst ganz genau messen, welche Fortschritte du machst. Du übernimmst die Kontrolle über deine Entwicklung als Sänger statt einfach nur auf das Beste zu hoffe.

Obendrein sparst du einen Haufen Zeit! Du erkennst, wann du dein Ziel erreicht hast. So machen auch „nur 20 Minuten Üben“ absolut Sinn, wenn du in dieser Zeit ein kleines Ziel erreichst.

Verwandte Artikel:

• Du weißt nicht so recht, wo du beim Üben überhaupt anfangen sollst? Dann fang doch mit dem Artikel „Singen üben – Alles, was du wissen musst“ an.
• Dies ist der 1. von vielen Turbo Tipps Üben. Alle Artikel der Serie findest du hier.
• Im Turbo Tipp Üben Nr. 2 geht es um Schweizer Käse und einen Bleistift.