Auf diese 5 Ziele kommt es beim Einsingen der Stimme an!

Passiert es dir, dass du brav deine Tonleitern und Übungen beim Einsingen der Stimme singst, dich danach aber nicht richtig vorbereitet fühlst? Wähle deine Übungen nicht nach dem Motto „Egal was, Hauptsache singen“ aus – das geht oft nach hinten los. Mit Übungen, die ganz genau zu deinen Absichten passen, passiert dir das nicht mehr. In diesem Artikel zeige ich dir, wie das geht.

 

Auf diese fünf Ziele kommt es beim Einsingen an

Ein effektives Einsingen befolgt ein paar wenige, aber wichtige Regeln. Vor dem Warm Up der Stimme sind Körper und Atmung dran. Danach widmest du dich der Stimme.

Beachtest du die Regeln, wärmst du deine Stimme auf schonende Weise auf, so dass sie alle Herausforderungen meistert. Effizientes Einsingen der Stimme deckt fünf Teilziele ab:

  1. Stimme aufwecken und Kehlkopf aufwärmen
  2. Resonanz ansprechen
  3. Höhe und Tiefe ausloten
  4. Artikulation fordern
  5. Cool Down

 

Es klingt erst einmal befremdlich, die Stimme aufzuwecken. Schließlich benutzt du sie den ganzen Tag zum Sprechen! Aber: wie du deine Stimme für das Sprechen benutzt unterscheidet sich stark davon, wie du sie für das Singen benutzt.

Deine Stimme muss sich erst auf die feineren Muskelabläufe einstimmen, die beim Singen stattfinden.

Es ist wichtig, dass du deiner Stimme nicht gleich zu viel zumutest. Starte in der Mittellage, singe leise und wähle Übungen, die nur wenige Töne umfassen.

 

Resonanz ist dafür verantwortlich, dass deine Stimme gut klingt. Um die Resonanz anzusprechen, wähle Übungen, die den Vokaltrakt weiten und dehnen. Durch solche Übungen klingt die Stimme kraftvoller und trägt besser.

 

Höhe und Tiefe ausloten ist das, was du sicher kennst, wenn du ans Einsingen denkst: So hoch oder so tief wie möglich.

Naja, es ist nicht ratsam, gleich damit loszulegen. Erkunde erst deine obere und untere Mittellage, d.h. die Randbereiche deiner Mittellage im Übergang zur hohen und tiefen Lage. Damit stellst du sicher, dass du die Muskeln zunächst sanft dehnst.

In weiteren Übungen kannst du dann bis ganz runter und ganz rauf gehen. Wichtig: Erzwinge nichts! Die Stimme kommt von allein, wenn sie dazu bereit ist.

 

Deine Artikulation forderst du, wenn du die Artikulationswerkzeuge Zunge, Unterkiefer, Lippen und Gaumensegel lockerst. Sie sind häufig angespannt und Singen verlangt ihnen eine andere Beweglichkeit ab als Sprechen oder Kauen. Am leichtesten gelingt das mit Zungenbrechern.

 

Das Cool Down ist eine kurze Phase, in der sich die Stimme entspannen kann. Sie bildet einen Übergang vom Einsingen zu weiteren Arbeitsschritten (Probe, Üben etc.).

 

Sechs Einsingübungen als Beispiel

Zugegeben, das liest sich sehr theoretisch.

Deshalb habe ich fünf Übungen ausgesucht, um dir zu zeigen, wie sich diese Ziele ganz praktisch in Übungen umzusetzen lassen. Es ist nur ein Beispiel dafür, wie ein Einsingen aussehen kann. Generell gibt es kein Richtig oder Falsch, sondern nur ein „richtig für dich“.

 

Hinweis: Die hier dargestellten Übungen ersetzen nicht die Unterweisung durch einen Gesangslehrer!

 

Übung zum Aufwärmen auf m

Aufwärm-Übung zum Einsingen

Die Aufwärmübung weckt die Stimme auf und sorgt für eine bessere Durchblutung der Muskeln im Kehlkopf. Sie sollte immer sanft und leise ausgeführt werden.

Achte darauf, dass der Unterkiefer locker hängt, um das „m“ mit viel Platz im Mund zu produzieren. Es sollte klingen wie im Wort „Hummel“. Dadurch weiten sich Mund und Rachen.

Starte die erste Übung unbedingt in einer bequemen Lage, nahe deiner Sprechstimmlage. Führe sie nur soweit nach oben, wie du entspannt und mit sanftem Klang singen kannst. Du weißt, dass du zu hoch gegangen bist, wenn der höchste Ton anfängt, gequetscht zu klingen.

 

Übung für die Resonanz auf mo

Resonanz-Übung zum Einsingen

Resonanzübungen zielen immer darauf ab, einen idealen Klang herzustellen. Es ist wichtig, dass du dir selbst beim Singen zuhörst!

Bei dieser Resonanz-Übung summst du ein weiches „m“ mit lockerem Unterkiefer. Bevor du die Übung abwärts führst, öffnest du die Lippen zu einem „o“ wie im Wort „Mond“.

Achte unbedingt darauf, dass dein Unterkiefer locker bleibt. Stell dir vor, auf deiner Zunge liegt eine Erdbeere. Dein Unterkiefer öffnet sich so, dass die Erdbeere nicht zerquetscht wird. Damit klingt deine Stimme automatisch voller und runder.

Die Übung kann aus der Mittellage in die Tiefe geführt werden, aber auch in die Höhe. Zunächst musst du beachten, dass die Resonanz immer erhalten bleibt. Wenn du die Übung zu hoch oder zu tief singst, kann die Resonanzfähigkeit verloren gehen. Dann besser umdrehen und zurück in die Mittellage!

Außerdem ist es wichtig, dass die Randtöne der Übung noch klar klingen. Singst du die Übung stetig in die Höhe, gilt das für den Einsatzton. Singst du sie in die Tiefe, muss der Grundton klar bleiben.

 

Übung für die hohe Lage

Mit Lippenflattern geht’s problemlos in die Höhe.

Als Übung für die hohe Lage dient eine Übung mit Lippenflattern. Das funktioniert so, als würdest ein schnaubendes Pferd nachahmen. Oder ein Rennauto.

Die Atmung spielt bei dieser Übung eine große Rolle. Ohne ausreichend Luft stockt das Lippenflattern. Achte also darauf, dass es immer weiter geht. Das garantiert ganz nebenbei, dass die Stimme locker läuft.

Bei Höhenübungen ist es besonders wichtig, dass du vorsichtig vorgehst. Es ist normal, dass der Klang etwas heller und strahlender wird, wenn du in die Kopfstimme gehst. Sobald sich der Klang aber dünn oder brüchig anhört oder es anfängt, im Hals zu drücken oder zu kratzen, sollte die Übung sofort abgebrochen werden. Denn dann hast du dich verkrampft.

Singen ist kein Wettbewerb a lá „Augen zu und durch“! Erzwinge nichts. Geh nur soweit in die Höhe, wie es deine Stimme problemlos schafft.

Starte eine Höhenübung in der Mittellage. Dann haben die Muskeln ausreichend Runden absolviert, bevor es feinmotorisch ans Eingemachte geht.

 

Übung für die tiefe Lage auf ba

Alle meine Entchen helfen in die Tiefe.

Übungen für die tiefe Lage können abwärts gerichtete Melodien haben. Aber sie müssen es nicht. Diese Übung ist ein Beispiel dafür.

Warum?

Weil es nicht darauf ankommt, möglichst viele Töne nach unten zu schaffen.

Kein Wettbewerb, erinnerst du dich?

Es geht vielmehr darum, den bruststimmigen Klang zu etablieren, durch den tiefe Töne so schön satt klingen.

Diese Tiefen-Übung wird aus der Sprechstimmlage in die Mittellage geführt. Du darfst aber niemals schreien – dann singst du die Übung zu hoch! Alle Töne müssen sich klar und frei von Druck anhören.

Das „ba“ singst du in Sprechqualität. Achte darauf, dass dein Hals entspannt bleibt und sich der Unterkiefer bei jedem „ba“ locker öffnet.

 

Einsingübung zum Training der Artikulation

Zungenbrecher trainieren die Artikulation.

Artikulationsübungen zielen darauf ab, die Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit deiner Artikulationswerkzeuge zu verbessern.

Wann hast du dich zuletzt an einem Zungenbrecher versucht? Genau diese eignen sich in Verbindung mit einer einfachen Melodie dazu, die Artikulation zu trainieren. Dadurch lockern sich Lippen, Unterkiefer und Zunge. Das Gaumensegel wird aktiviert, was sowohl der Artikulation als auch der Resonanz zugute kommt.

Obendrein regen Zungenbrecher zum Lachen an.

Wie bei allen Zungenbrechern gilt auch hier: Starte langsam und mit deutlicher Aussprache. Je öfter du solche Artikulations-Übungen singst, desto flinker werden deine Artikulationswerkzeuge reagieren. Dann kannst du ganz bequem das Tempo anziehen.

 

Übung zum Cool Down auf m

Glissando helfen beim Cool Down.

Eine Cool Down-Übung dient dazu, die Stimme zu entspannen. Singe dazu maximal mittellaut.

Diese Übung wird mit Seufzern gesungen. Dabei darf die Stimme schmieren, d.h. ein Glissando ausführen. Achte darauf, dabei alle Zwischentöne mitzunehmen.

Hier findest du alle Einsingübungen als kostenlose PDF.

Frag deinen Gesangslehrer

Wenn du Probleme damit hast, die Übungen zu entziffern oder geeignete Übungen auszuwählen, frag deinen Gesangslehrer um Rat.

Dieser Artikel kann das persönliche Gespräch und die Unterweisung durch ihn oder sie nicht ersetzen. Schließlich kennt dein Gesangslehrer deine Stimme besser als ich!

Lass dir die Übungen erklären und vormachen. Mach dir Notizen oder besser noch, zeichne das Gespräch auf Band auf (mit dem Einverständnis deines Lehrers natürlich).

 

Weitere Übungen

Die Initiatoren des World Voice Day haben 8 einfache Übungen zusammengestellt, um die Stimme aufzuwärmen. Leider gibt es keinen Direktlink. Klicke hier, hover dann mit der Maus über den Menüpunkt auf „Voice Caring“ und klick auf „Warm Up Exercises.

Dieses Vocal Warm Up Video stammt von Petra Scheeser, der Autorin der „Sing!“-Gesangsschule.

 

Fazit

Wie du siehst ist es kinderleicht, deine Stimme für das Singen vorzubereiten, ohne viel Zeit zu vergeuden.

Du hast die 5 Ziele kennengelernt, die jedes Einsingen verfolgen sollte.

Anhand von Beispiel-Übungen habe ich dir grundlegende Tipps gegeben, wie du die Ziele in die Praxis umsetzt.

Und falls du nicht weiterkommst, solltest du deinen Gesangslehrer um Rat fragen. Er oder sie weiß, was deine Stimme braucht.

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3 Kommentare
  1. Thorsten sagte:

    Hey Jessi;
    danke für Deine Tipps zum Einsingen,..einige kannste ich zwar schon, aber trotzdem sind sie sehr effektiv und helfen mir meine Stimme gut aufzuwärmen.
    Da Du ja auch weitere Übungen von anderen Coaches empfohlen hast hier noch eine Ergänzung, mit der ich auch sehr gute Erfahrungen gemacht habe:

    http://www.einsinguebungen.com

    Der Kurs ist kostenlos und man erhält 5 sehr gut angeleitete Übungen, welche die Stimme (in meinen augen) sehr gut auf das Singen vorbereiten!

    Antworten
    • Jessica Pawlitzki sagte:

      Vielen Dank, Thorsten. Es freut mich, dass der Artikel hilfreich für dich ist.

      Der Link ist sehr interessant und informativ. Ich weiß gar nicht, wie ich die Seite übersehen konnte. Er wird auf jeden Fall aufgenommen in die Liste der Empfehlungen!

      Liebe Grüße, Jessica

      Antworten
  2. Roger sagte:

    03:00
    konnte nicht schlafen und hab mir Deine Seite angeschaut. Ich arbeite an meiner Stimme, brauche
    aber Hilfe und wühle mich jetzt durch Deine Angebote hindurch. Die Stimme ist offensichtlich
    ein sehr komplexes Instrument. Auch mit Deiner Seite muss man Scnritt für Schritt vorgehen.
    Lesen, anwenden. Lesen anwenden nicht zuviel auf einmal. Ich arbeite mich langsam durch.
    Gefällt mir aber sehr, was du schreibst. Gruss Roger

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