Wie du deine Stimme gesund halten kannst

Ein lachender Mund. Wie Sänger ihre Stimme gesund halten können.

Der Herbst naht mit großen Schritten. Bald sind Sänger landauf und landab wieder umgeben von schniefenden, hustenden und fiebernden Mitmenschen oder gehören gar selbst zu dieser besonderen Spezies. Deswegen ist es an der Zeit, mal darüber zu sprechen, wie du deine Stimme gesund halten kannst.

Im ersten Teil der zweiteiligen Reihe geht es darum, was du im Alltag zur Pflege der Stimme tun kannst. Den zweiten Teil der Stimmhygiene – Serie findest du hier. Dort geht es um spezielle Sing- und Sprechgewohnheiten.

 

Was ist Stimmpflege?

Der Duden erklärt das Wort „Hygiene“ folgendermaßen: Hygiene ist die „Gesamtheit der Maßnahmen […] zur Erhaltung und [Förderung der Gesundheit] und zur Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten“.

Doch die bloße „Abwesenheit von Krankheiten“ bedeutet nicht Gesundheit. Laut der WHO ist Gesundheit „ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“ (aus: Bernhard Richter. Die Stimme. Grundlagen, Künstlerische Praxis, Gesund-erhaltung. Henschel 2013).

 

Eine Definition kann also so lauten:

Stimmpflege, auch Stimmhygiene genannt, umfasst alle Maßnahmen, um die Stimme und den dazugehörigen Sänger gesund zu halten. 

 

Das Gleichgewicht ist wesentlich. Eine Balance auf körperlicher, mentaler und emotionaler Ebene des Menschen. Das bedeutet letztlich eben kein asketisches Leben, sondern ein maßvolles Haushalten.

 

Ein Hinweis zu den Stimmpflege Tipps

Im nächsten Abschnitt dieses Artikels gebe ich eine Reihe Tipps, wie du dich und deine Stimme gesund halten kannst. Bevor ich loslege, muss ich jedoch noch ein paar Worte verlieren.

In der Stimmhygiene gibt es keine allgemeinen Wahrheiten. Viele Tipps funktionieren für sehr viele Sänger sehr gut. Aber jeder Sänger hat unterschiedliche Bedürfnisse und körperliche Voraussetzungen. Was für den einen der Geheimtipp schlechthin ist, muss nicht zwangsläufig auch zu deinem Leben und deiner Gesundheit passen.

Die richtige Stimmpflege ist individuell. Was für dich funktioniert und was nicht, findest du am leichtesten durch Ausprobieren und Beobachten heraus.

Werde Experte für deine Stimme! Such dir ein, zwei Tipps aus, die du umsetzen kannst und beobachte ihre Wirkung auf deine Stimme. Dann füge nach und nach neue Tipps hinzu, bis du mit deiner stimmlichen Leistung zufrieden bist.

 

Die Stimme gesund halten unter dem Aspekt des logischen Menschenverstands

Was sollte man also beachten, um die Stimme gesund zu halten? Es gibt eine ganze Reihe Tipps zur Stimmpflege, die ich unter dem Blickwinkel des „logischen Menschenverstandes“ zusammenfasse: Ratschläge, die bereits vielfach wissenschaftlich untersucht wurden und daher bekannte Aussagen zum Thema Gesundheit sind. Ein gesunder Körper ist die beste Basis für eine fitte Stimme.

  • Trinke ausreichend. Fast der gesamte Stimmapparat – Kehlkopf, Rachen, Mund, Nase – ist mit einer Schleimhaut überzogen, die feucht gehalten werden muss. Dann arbeitet sie geschmeidig. Geeignete Flüssigkeiten sind Wasser, Fruchtsäfte und nicht-austrocknender Tee. Im Winter können Dampfbäder oder eine warme Dusche die Schleimhaut von außen unterstützend befeuchten. Mehr über die Bedeutung von Wasser für Sänger findest du hier.
  • Schlafe ausreichend. Im Schlaf regeneriert sich der Körper und das Gehirn verarbeitet die Eindrücke des Tages. Zu wenig Schlaf mindert die Immunabwehr und verhindert den Abbau von Stress. Dann fehlt dir die notwendige Kraft für das korrekte Singen und Sprechen. Die Stimme klingt deshalb angestrengt und schlapp. Wie viel Schlaf der Mensch braucht, erklärt dieses Video.
  • Schütze dich vor Krankheiten. Dazu gehören gerade im Herbst und Winter regelmäßiges Händewaschen, gegebenenfalls die Desinfektion der Hände und häufig benutzter Gegenstände und Oberflächen, das Niesen in die Armbeuge und dem Wetter angepasste Kleidung. Für Sänger bedeutet das auch, den Hals mit einem Schal warm zu halten bzw. eine Jacke überzuziehen, auch wenn es nicht kühl ist.
  • Ernähre dich gesund. Gesangslehrer Thomas Grube hat das Thema „Ernährung und Singen“ unter die Lupe genommen.
  • Höre auf deinen Körper. Er sendet dir Warnsignale, die du beachten solltest. Geh bei Krankheitssymptomen zum Arzt, wenn sie sich nach 3 Tagen nicht von allein gebessert haben. Ein Aussitzen nach dem Motto „ach, so schlimm ist es schon nicht“ ist für Sänger die falsche Lösung, denn niemand singt gern mit einer Erkältung. Auch kleinere Anzeichen wie verspannte Muskeln oder Kieferschmerzen durch zuviel Stress solltest du behandeln (lassen).
  • Halte deinen Körper fit. Sport hilft dem Körper, gesund zu bleiben. Damit trainierst du deine Muskeln, deine Atmung und dein Herzkreislaufsystem. All diese Dinge brauchst du auch beim Singen. Ob jede Sportart gut für die Stimme ist, der Frage geht Gesangslehrerin Ina Hagenau nach.
  • Bewege dich an der frischen Luft. Dadurch wird dein Körper besser mit Sauerstoff versorgt, du kannst klarer denken und trainierst auch gleich deine Fitness. Ein Waldspaziergang kann sogar noch mehr: deine Abwehrkräfte stärken, dich mit schadstoffarmer Luft versorgen und dich entspannen.
  • Überheize Räume nicht, in denen du dich längere Zeit aufhältst. Die warme Luft trocknet die Schleimhäute aus. Als Gegenmaßnahme haben sich Befeuchtungsgeräte oder die gute, alte Schüssel Wasser auf dem Heizkörper bewährt.
  • Lüfte Räume regelmäßig. Wenn du eine Pause machst, öffne für 5 Minuten das Fenster, um Sauerstoff und Kohlendioxid auszutauschen. Der Wärmeaustausch schützt dich außerdem vor zu trockener Raumluft.
  • Vermeide Drogen. Dass Rauchen schlecht für Sänger ist, beweisen zahlreiche Videos von Raucherlungen und Raucherstimmbändern. Alkohol hat unter anderem eine austrocknende Wirkung, kann Reflux auslösen und verdünnt das Blut, was die Funktionsweise der Stimmbänder negativ beeinträchtigen kann.
  • Meide Klimaanlagen und Zugluft. In solchen Umgebungen merkt der Körper erst dann, dass ihm kalt ist, wenn es längst zu spät ist. Der Körper ist bereits unterkühlt. Den Effekt kennen nicht nur Sänger. Jeder, der bei der ersten großen Hitzewelle des Jahres die Klimaanlage des Autos voll aufgedreht hat, bemerkt dies.
  • Entspanne dich. Jetzt! Sofort! Kleiner Scherz. (Meine Kollegin Astrid Hagenau hat unter diesem Motto fünf fixe Entspannungsübungen zusammengefasst.) Sorge regelmäßig während des Tages dafür, dass du dich entspannst. Wir Sänger haben mit zahlreichen Gefühlen zu kämpfen, vom Lampenfieber über die schmerzvolle Erinnerung, um in den traurigen Song hineinzufinden bis hin zu Ablehnung durch das Publikum und Stress im alltäglichen Leben. Der Umfang der Gefühle ist erschreckend groß. Umso wichtiger, dass du deiner Stimme und deiner Seele einen Ausgleich schaffst. Das fängt damit an, fünf Minuten aus dem Fenster zu starren, wobei das Gehirn wunderbar durchschnaufen kann. Die Klassiker (Wannenbad, Spaziergang, Massage, schmökern, eine Tasse Tee) funktionieren super, ebenso wie Meditation, Yoga und Achtsamkeitstraining. Aber auch beim Aikido, Tai Chi oder Bogenschießen kannst du dich entspannen. Letztlich ist nicht die Methode entscheidend, sondern ihre Wirkung.

 

Fazit

Die Stimme gesund halten, das ist kein riesiger Einsatz. Vielmehr sind es kleine Gewohnheiten, die du nur ein wenig anpassen musst, um zu jeder Jahreszeit gut bei Stimme zu sein.

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1 Kommentar
  1. Tobias Müller sagte:

    Vielen Dank für die Tipps zur Stimmpflege. Meine Schwester ist auch Sängerin und war in der Stimmtherapie, nachdem sie länger krank war. Gut zu wissen, dass die Stimmpflege sehr individuell ist und man ausprobieren muss, welche Methoden am besten funktionieren.

    Antworten

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